Buchprojekt: Bausteine Evolution
Seit etwa 1980 arbeite ich an einem Konzept, sozialökonomische Entwicklung mit Hilfe evolutorischer Konzepte zu erklären. Auf diesem Weg entstanden diverse Texte, von denen die meisten auf diesen Seiten zu finden sind.
Seit ein paar Monaten habe ich endlich Zeit, diese Forschungen zu konsolidieren und in einem Buch zusammenzuführen. In den nächsten 1 bis 2 Jahren werde ich dies tun und dabei einzelne Schritte auf dieser Seite dokumentieren. Der Weg ist das Ziel. Wenn die einzelnen Komponenten der Gliederung ausgefüllt sind (wobei sich bestimmt auch die Gliederung immer mal wieder ändern wird), die Abschnitte vielleicht diskutiert, überarbeitet und redigiert sind, ist das Buch fertig (und braucht dann eigentlich nicht mehr veröffentlicht werden). Wahrscheinlich werde ich es am Ende doch drucken: nur Hardware lässt sich als Wurfgeschoss verwenden.
Da ich mit diesem Vorhaben keine Kariere verfolge – allerdings interessante Debatten und neue Erkenntnisse erhoffe – kann ich diese halböffentliche Form der Arbeit an einem Projekt versuchen, muss nichts geheim halten. Mal sehen, was es bringt.
Auf dieser Seite folgen zunächst Vorarbeiten, die sich nicht einem bestimmten Gliederungspunkt zuordnen lassen, aber schon direkt auf das Buch zielen. Dann folgt die Gliederung in der jeweils aktuellen Fassung. Sofern einzelne Gliederungspunkte mit einem Link unterlegt sind, gibt es schon einen Entwurf oder Teilentwurf. (voraussichtlich ab Juli/August 2016)
Ich bitte um Nachsicht für Unvollkommenheit in den Entwürfen, betreffend ggf. noch fehlende Quellen, Lücken, Fehler, Längen usw.
Ich freue mich über Kommentare an meine Mailadresse. Kommentare direkt im Web habe ich wegen des zunehmenden Internetvandalismus gesperrt, sie laufend zu kontrollieren und zu löschen bzw. zu genehmigen ist mir zu aufwendig. Wer sich die Mühe macht, eine Mail zu schreiben, hat meist ernst zu nehmende Absichten.
Es soll auch ab Herbst 2016 am Thünen-Institut in einem kleinen Kreis ein paar Workshops zu den einzelnen Kapiteln und Entwürfen geben. Dazu werde ich einladen. Wer teilnehmen möchte, schicke bitte eine Mail.
Nächster (erster) Workshop: Termin noch nicht geplant (September). Thema: Selektion in der Gesellschaft im Vergleich zur Selektion in der biologischen Evolutionstheorie.
Text: siehe Vorarbeiten: Evolutorische Modelle in Theorien sozialen Wandels und gesellschaftlicher Entwicklung
Bausteine einer evolutorischen Sozialökonomie der Moderne
Stand: 30.06.2016
Vorarbeiten, Kritiken, Kommentare
Moderne Gesellschaften als „Evolutionsmaschinen“. Entwurf November 2014. gekürzt erschienen in: Michael Thomas; Ulrich Busch (Hg., 2013): Transformationen im, 21. Jahrhundert. Theorie – Geschichte – Fallstudien. [= Abhandlungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften, Band 39
Rainer Land: Evolution als notwendiger Bestandteil von Theorien sozialen Wandels und sozialer Entwicklung. Januar 2016, nicht veröffentlicht.
Kommentar und Kritik von Hans Thie mit Antwort von Rainer Land als pdf
Warum sind evolutorische Modelle in Theorien sozialen Wandels und gesellschaftlicher Entwicklung unverzichtbar? Vortragsskript, April 2016. 2016 04 06 Vortrag Land
dazu die Präsentation: 2016 04 06 Präsentation Rainer Land
Evolutorische Modelle in Theorien sozialen Wandels und gesellschaftlicher Entwicklung. Mai 2016. Entwurf, in gekürzter und redigierter Fassung in Berliner Debatte Initial 26(2016)2
Lothar W. Pawliczak: Braucht die Entwicklungstheorie eine relativistische Wendung? Ein Versuch, das Evolutionsgerippe von Rainer Land mit historischen Investituren zu ummanteln. Zu Lothars Kritik an meiner Darstellung von Funktionalität werde ich gelegentlich einen Kommentar schreiben.
Vorläufige Gliederung
gegebenenfalls mit Links zu fertiggestellten Entwürfen bzw. Teilentwürfen.
Einführung I: Was ist Evolution in Bezug auf Gesellschaft?
Einführung II: Soziologische Systemtheorie materialistisch gewendet. Das Verhältnis zu Luhmann.
Einführung III: Individuum und Gesellschaft – System und Lebenswelt. Die Verdopplung der evolutorischen Rückkopplung in der Menschwerdung.
(Um einem Missverständnis vorzubeugen: Mit Verdopplung der evolutorischen Rückkopplung ist der wechselseitige Bezug der Evolution von Sozialsystemen einerseits und individueller bzw. interindividueller Handlungssysteme andererseits (Lebenswelten) gemeint, die ich als eigenständige und nicht identische Bereiche sozioökonomischer Evolution behandle. Es geht nicht etwa um das Verhältnis von genetischer und sozialer Evolution.)
Kapitel 1: Reproduktion und Evolution elementar
- System, Reproduktion, determinierte Umwelt, Entropie
- Produktion und Kommunikation, Prozess und Handlung
- Erhaltung und Funktionalität
- Selbstreferenz, Umwelt, determinierte Umwelt
- Veränderung, Selektion und Funktionalität
- Programmgesteuerte Kopienproduktion
- Individualität und Individualitätsentwicklung
- Produktionssystem: Reproduktion und Kommunikation
- Evolution von Werkzeugen und Sprache
- Evolution der Produktionsmittel – die Mikroebene
- Evolution des Produktionssystems – die Makroebene
Kapitel 2: Determinismus, Indeterminismus, fortschreitende offene Entwicklung (statt Fortschritt)
- Determinismus und Evolution, warum Evolution nicht deterministisch ist
- Determinismus kausal und prohabilistisch
- thermodynamisch, Entropie, Entropieexport
- System und determinierte Umwelt
- fortschreitende Entwicklung ohne Teleologie
- Selektionen und der Ereignishorizont von Evolution
- Evolution und historischer Prozess
- Die „Dialektik von PK und PV“?
- Fortschreitende Entwicklung durch Kumulation von Selektionen
Kapitel 3: Modelle
- die Entwicklung des Pfluges vom Grabstock über Hakenpflug, Bodenwendepflug zum heutigen differenzierten Bestand von Pflugmodellen und der industriellen Forschung und Entwicklung von Pflügen;
- die Entstehung der Eisenmetallurgie aus der Kupfermetallurgie und die wissenschaftliche Rekonstruktion der Eisenmetallurgie in der elektrotechnisch-chemischen Revolution der Produktivkräfte (Siemens-Martin-Verfahren, Bessemer- und Thomas-Verfahren, Lichtbogenverfahren);
- Die Herausbildung der Doppelten Buchführung;
- die Evolution von Währungsverfassungen: wettbewerbliche Notenemission in Schottland, „Free Banking Era“ in den USA (nach Geue 1997);
- die Entwicklung der frühmittelalterlichen Agrargesellschaft durch Koevolution von neuen Agrarverfahren, Bodenwendepflug, Kopplung von Ackerbau und Großviehhaltung, Übergang zu Fruchtfolgen und Zwei- und Dreifelderwirtschaft, zweigeteilte Grundherrschaft, Ehegattenfamilie, Gesindeordnung (nach Mitterauer 2004);
- der New Deal der 1930er Jahre, die Evolution eines neuen sozioökonomischen Regulationssystems des Kapitalismus (Land 2009).
Kapitel 4: Evolution in vormodernen Produktionsweisen
siehe Vorarbeiten: Moderne Gesellschaften als „Evolutionsmaschinen“, Kapitel 2
Kapitel 5: Evolution in modernen Produktionsweisen: Kapitalverwertungswirtschaften
siehe Vorarbeiten: Moderne Gesellschaften als „Evolutionsmaschinen“, Kapitel 4
- Kapitalverwertung und Evolution der Evolution. Wie das System Reproduktion reguliert.
- Die Evolution des Kapitalverhältnisses: Regime wirtschaftlicher Entwicklung vom 18. bis zum 21. Jhd.
Kapitel 6: Wirtschaft im Verhältnis zu anderen Funktionssystemen der Gesellschaft
- Moderne Gesellschaften als Evolutionsmaschinen
- In welchem Sinne ist wirtschaftliche Entwicklung „primär“ im Ensemble der Funktionssysteme?
- Moderne Gesellschaften als funktional differenziert
Kapitel 7: freie Individuen, Lebenswelt, Sozialismus
- Prozess als Handlung, Handlung als Prozess. Wie sind Reproduktion von Systemen und von Lebenswelten miteinander verbunden?
- Sozialismus (wirtschaftlich) als an Lebenswelten rückgebundene Kapitalverwertungswirtschaft. Sozialismus als Kulturgesellschaft (H.P. Krüger 1988 revisited)